727
Niccolò Frangipane,
1555 – 1600

Über Niccolò Frangipane liegen nur sehr wenige biographische Informationen vor. 1563 lebte er in Venedig und malte im selben Jahr ein Altarbild für die Kirche San Geremia. Das älteste signierte und datierte bekannte Gemälde von ihm ist der das Kreuz tragende Christus von 1572, das sich heute im Museo Civico in Udine befindet. Zudem führte er die Grablegung in der Frari-Kirche in Venedig 1593 aus und schrieb sich im Jahr darauf im Künstlerregister in Venedig ein. Die letzte bekannte Tatsache über ihn ist, dass er 1597 das Gemälde Herbst, das sich ebenfalls im Museo Civico in Udine befindet, signierte und datierte.
Aufgrund der hohen Qualität des vorliegenden Gemäldes kann es dem Werk Niccolò Frangipanes zugerechnet werden. Es zeigt eine traditionelle Episode aus der Passion Christi, die nicht im Evangelium auftaucht. In ihr bietet eine junge Frau dem Erlöser auf dem Weg zum Kalvarienberg ein Tuch zum Trocknen seines Gesichts an. Auf diesem taucht darauf auf wundersame Weise sein Gesichtsabdruck auf. Frangipane gibt das Thema kanonisch wieder: dem dornengekrönten Christus rinnt das Blut über die Stirn, die rechte Hand hält das Kreuz auf dem Rücken und er nimmt sich das Tuch, das Veronika ihm reicht. Um die beiden Protagonisten gruppieren sich sechs römische Soldaten. Im linken Hintergrund sind die Maria und Maria Magdalena im Profil zu sehen.
Auf Grundlage der überlieferten Werke und Quellen gehört das Thema der Kreuz tragenden Christus auf dem Weg nach Golgatha zu den am häufigsten wiederkehrenden religiösen Themen Frangipanes. Es existieren mindestens neun bekannte Versionen. Allerdings ist auf nur sehr wenigen die Heilige Veronika dargestellt wie auf dem Werk in der Galleria Doria Pamphilj in Rom. Auf dem vorliegenden Gemälde tritt der Einfluss der Druckgrafiken Düreres und der Vorbilder von Giorgione und Tizian zutage. Hier belebt durch eine fesselnde, bildnerisch-narrative Sprache, die charakteristisch für Frangipane ist.
Das Gemälde besitzt eine klare und zusammenhängende Komposition. Die Darstellung ist besonders mitteilsam und die ikonografische Mitteilung wirkungsvoll. Durch die vibrierenden und kontrastierenden Farben sowie die ausdrucksstarken Gesichter der Charaktere hinterlässt das Gemälde einen tiefen Eindruck beim Betrachter. (980831) (12)


Niccolò Frangipane,
1555 – 1600

CHRIST AND SAINT VERONICA

Oil on canvas. Relined.
75 x 160 cm.
Signed and dated on the right.

This object has been individually compared to the information in the Art Loss Register data bank and is not registered there as stolen or missing.